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07.10.2025

Transformation braucht Verlässlichkeit – Jahrestagung der Kunststoffrohr-Industrie in Berlin

Berlin. Die deutsche Kunststoffrohr-Industrie sieht sich als Treiber der Transformation – doch ohne stabile politische Rahmenbedingungen droht der Wandel ins Stocken zu geraten. Beim Branchentreffen des Kunststoffrohrverbands e. V. (KRV) in Berlin machten rund 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Politik deutlich, dass Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz nur gemeinsam gelingen können.

Die wirtschaftlichen Vorzeichen sind dabei alles andere als günstig. „Das Wirtschaftswachstum in Deutschland liegt in diesem Jahr bei gerade einmal 0,3 Prozent – ein faktischer Stillstand“, sagte KRV-Vorsitzender Mario Frieben. „Umso wichtiger ist es, dass wir als Branche zeigen, was wir können.“ Frieben betonte zugleich, dass Kunststoffrohre Teil der Lösung zentraler Zukunftsfragen seien – ob in der Wasserver- und Abwasserentsorgung, im klimaresilienten Städtebau, beim Schutz kritischer Infrastruktur oder in der Energieversorgung: „Von der Wasserversorgung über den Kabelschutz bis hin zu Wärmeleitungen – ohne Kunststoffrohre funktioniert keine moderne Infrastruktur.“

Dass Nachhaltigkeit dabei zum Wettbewerbsfaktor wird, zeigte Stephan Kunigk, Senior Vice President Procurement der Amprion GmbH. „Wir müssen Beschaffung und Lieferketten konsequent nachhaltig, robust und effizient Ende zu Ende zu denken,“ sagt Kunigk. „Für Amprion allein seien rund 18 000 Kilometer Leerrohre für die Gleichstrom-Projekte erforderlich.“ „Im Einkauf wird dabei CO2 zum Entscheidungskriterium; wir verankern Nachhaltigkeit in Verträgen, monitoren Risiken und schaffen Transparenz über Material- und CO2-Daten entlang der Lieferkette“, so Kunigk.

Für Dr. Regina Weber von der Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE ist die deutsche Kunststoffindustrie „zirkulär wettbewerbsfähig“. Sie plädierte, dafür regionale Verbünde in Chemie-Parks zu nutzen, Reallabore zu etablieren und Kreislaufwirtschaft als Innovationsthema zu sehen. Wissenschaftliche Beiträge belegten zudem, dass die Branche bei Kreislaufwirtschaft und Recyclingtechnologien international Maßstäbe setzt. Gleichzeitig gebe es noch weiteres Potenzial beim Ausbau des Recyclings, betonte Dr. Sarah Schmidt (Universität Kassel). So hat ihre aktuelle Studie ein derzeitiges Nutzlager an Kunststoffrohren von etwa 24 Millionen Tonnen errechnet, Altrohrmengen könnten bis 2050 um den Faktor 3 steigen. Prof. Manfred Renner (Fraunhofer UMSICHT) betonte die Chancen der Circular Economy und bezeichnete Kunststoff als einen „unerlässlichen Werkstoff“ für die Gestaltung unserer Zukunft.

Dr. Johannes Lis, Geschäftsführer des Kunststoffrohrverbands, gab die Forderungen der Branche an die Politik weiter. Neben dem Berliner Abgeordneten Dr. Ersin Nas (CDU) stellte sich der Baupolitiker der Unionsfraktion im Bundestag, Lutz Brinkmann, der Diskussion. Der Bauingenieur versprach Beschleunigung beim Bauen und eine angepasste Förderkulisse. Mathias Oliva y Hausmann aus dem Bundesbauministerium diskutierte wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit im Hochbau, die auch Jens Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung deutscher Sanitärwirtschaft, aufgriff. In der Diskussion zeigte sich: Das Wort „Bauturbo“ allein schafft noch keine Projekte. Es brauche jetzt neben günstigeren Energiepreisen vor allem schnelle Genehmigungsverfahren und weniger Bürokratie.

„Kunststoffrohre sind Schlüsseltechnologien für alle Transformationen – von der Energie- und Wärmewende über das klimaneutrale Bauen bis zur Kreislaufwirtschaft,“ so Lis nach intensiven und offenen Diskussionen unter den Branchenvertretern. Die Kunststoffrohr-Industrie verstehe sich in den Bereichen Wasser, Energie, Industrie, Telekommunikation und Bau als Lösungspartner.

Source: © https://krv.de

Bei der Jahrestagung des Kunststoffrohrverbandes diskutierten (von links): Lutz Brinkmann MdB, CDU, Prof. Manfred Renner, Dr. Sarah Schmidt, Mathias Oliva y Hausmann, Dr. Regina Weber, Dr. Johannes Lis, Mario Frieben und Jens Wischmann (Foto: Manuel Bräuer).

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Prof. Manfred Renner (Fraunhofer UMSICHT) beleuchtete die Chancen der Circular Economy (Foto: Manuel Bräuer).

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Auf dem Podium diskutierten (von links): Jens Wischmann, Dr. Sarah Schmidt, Dr. Regina Weber, Dr. Ersin Nas MdA, CDU, Lutz Brinkmann MdB, CDU, mit Moderatorin Daniela Brown (Foto: Manuel Bräuer).