Die Kessel-Formel (nach DIN 2413) ist eine Berechnungsformel aus der Technischen Mechanik. Sie hat eine elementare Bedeutung bei der Berechnung und Auslegung von Kunststoffrohrleitungen.
Die Kesselformel gibt die mechanischen Spannungen in durch Innendruck belasteten rotationssymmetrischen Körpern an, wie sie beispielsweise in Rohren anzutreffen sind.
Bild: Spannungsverhältnisse in einem Druckrohr
Quelle: Lesch Consult, Würzburg
Der statische Druck erzeugt in der Rohrwandung einen 3-achsigen Spannungszustand:
σU | Umfangspannung ist die größte Spannung |
σa | Axialspannung ist nur halb so groß wie die Umfangspannung |
σr | Radialspannung ist an der Rohrinnenseite gleich dem Innendruck und an der Rohraußenseite gleich 0 |
Aus der Normalspannungshypothese ergibt sich folgender Zusammenhang:
Normalspannungshypothese: σV = σU ≤ σzul
Wert | Einheit | Bezeichnung |
σv = σU | N/mm² = MPA* | Vergleichsspannung σv = Umfangspannung σU |
σZul. | N/mm² = MPa* | Zulässige Berechnungsspannung = Vergleichsspannung/Sicherheitsfaktor |
Die geplanten Betriebsbedingungen sind für die Dimensionierung von Kunststoffrohren von entscheidender Bedeutung. Das Zeitstandverhalten, d.h. die zu erwartende Lebensdauer von PE-Rohren, wird neben der auf das Rohr einwirkenden Temperatur maßgeblich durch den Spannungszustand bestimmt, welcher durch den Rohrinnendruck erzeugt wird.
In der Praxis wird dieser dreiachsige Spannungszustand durch die Vergleichsspannung rechnerisch zusammengefasst. Entsprechend stellt die Vergleichsspannung auch die Grundlage für die Wahl des richtig dimensionierten Kunststoffrohres bei gegebenem Innendruck dar.
Die Umfangsspannung in einem Rohr hängt ab:
- vom Innendruck p,
- der Wanddicke e und
- dem Durchmesser dn.
Herleitung der Kessel-Formel:
In dieser Form ist die Kesselformel auch als Bockwurst-Formel bekannt. Die Bezeichnung dient als Eselsbrücke, um sich zu merken, welche der beiden Spannungen die größere ist. Die Umfangsspannung ist doppelt so groß wie die Spannung in Längsrichtung, daher platzen Bockwürste bei zu hoher Erwärmung stets in Längsrichtung.
Bild: Bockwurst-Formel
Berechnung des zulässigen Betriebsüberdruckes p (= MOP) aus der Kesselformel:
Wert | Einheit | Bezeichnung |
σv = σU | N/mm² = MPa* | Vergleichsspannung σv = Umfangspannung σU |
σZul. | N/mm² = MPa* | Zulässige Berechnungsspannung = Vergleichsspannung/Sicherheitsfaktor |
σZul. | N/mm² = MPa* | Axialspannung |
dm | mm | Mittlerer Rohrdurchmesser dm = dn + di/2 = dn -e |
dn | mm | Außendurchmesser Rohr |
di | mm | Innendurchmesser Rohr |
p | bar* | Zulässiger Betriebsüberdruck = F/a (Kraft/Fläche) |
MOP | bar | Zulässiger Betriebsüberdruck |
e | mm | Wanddicke Rohr |
Tabelle: Abkürzungen